Donnerstag, 29. Dezember 2011

Zweifel an Asse-Räumung

Zehntausende Fässer mit radioaktiven Substanzen sollen aus dem maroden Bergwerk Asse in Norddeutschland geborgen werden. Doch es mehren sich Zweifel, dass der Plan umgesetzt wird. Alternative Konzepte machen die Runde - das Misstrauen zwischen Behörden und Atomkraftgegnern wächst.

Im Bergwerk Asse bei Wolfenbüttel in Niedersachsen liegen in einigen hundert Metern Tiefe Zehntausende Fässer mit radioaktiven Substanzen. Zunehmend sickert Wasser in das Lager, das als einsturzgefährdet gilt, weshalb die Bergung der Behälter geplant ist. Doch nun mehren sich Hinweise, dass der Atommüll in der Asse bleibt.

Die Chancen für eine Bergung der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle aus dem maroden Atommülllager Asse sind weiter gesunken. Nach Ansicht von Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) gibt es kaum noch Chancen für eine Rückholung des Mülls aus dem Bergwerk. Nach Bekanntwerden eines kritischen Vermerks aus dem Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sehe er "die absolute Gefahr, dass eine Rückholung nicht mehr möglich ist", sagte Sander.

In dem internen Memorandum bezeichnen Bergbau-Experten des BfS eine Bergung der Abfälle als unwahrscheinlich, "wenn sich der Zeitbedarf für die Planung, Genehmigung und Realisierung der hierfür notwendigen Schritte wie bisher fortsetzt". Es könnten bis Ende 2012 Dinge eintreten, die eine Rückholung des Mülls unmöglich erscheinen ließen. Ein Sprecher des BfS sagte allerdings, an der Einschätzung der Behörde, wonach die langfristige Sicherheit von Mensch und Umwelt nur durch die Rückholung gewährleistet sei, habe sich nichts geändert.

Atomkraftgegner des Asse-Koordinationskreises, in dem sich kritische Gruppen zusammengeschlossen haben, fürchten, dass die rund 126.000 Atommüllfässer aus Asse nun doch nicht geborgen werden sollen. Sie warfen Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) vor, die Rückholung des Mülls zu verzögern und zu torpedieren. Offensichtlich werde statt der Bergung inzwischen eine Flutung des maroden Lagers bevorzugt, kritisierte der Asse-Koordinationskreis. Die Atomkraftgegner warfen Röttgen vor, er arbeite seit fast zwei Jahren gegen die Rückholung des Mülls. Röttgen habe sich auch noch nie vor Ort über die Lage in dem alten Bergwerk informiert. Auch das niedersächsische Umweltministerium verzögere durch seine Genehmigungs- und Auflagenpraxis eine Rückholung des Mülls.

Sander hingegen sagte, er habe das Ziel der Rückholung zwar nicht aufgegeben. "Aber bei allen Bedenken des BfS scheint das nicht mehr möglich." Als Alternative schlug der Minister eine Versiegelung des Bergwerks vor. "Wir brauchen so schnell wie möglich einen sicheren Verschluss der Asse", sagte er. Noch am Freitag hatte eine Sprecherin Sanders erklärt, das Umweltministerium halte weiter an der Bergung der Atommüllfässer aus der Asse fest. Bürgerinitiativen und Grüne haben Sander für seine jüngsten Äußerungen zur Schließung des Atommülllagers Asse nun scharf kritisiert. Der FDP-Politiker treibe ein "falsches und unverantwortliches Spiel", sagte der niedersächsische Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. "Er hat den Plan zur Flutung der Asse nie aufgegeben, weint erst Krokodilstränen und redet einen Tag später schon wieder der Flutung das Wort."

Für Silvester kündigten Bürgerinitiativen eine Kundgebung am Bergwerk Asse an. "Direkt an der Schachtanlage wollen wir unseren Unmut über die Zeitverzögerungen bei der Vorbereitung der Rückholung zum Ausdruck bringen und in der aktuellen Diskussion Stellung beziehen", erklärte am Montag der Verein "Aufpassen".

Quellen: Spiegel Online/dapd/dpa

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Mittwoch, 21. Dezember 2011

Demontage dauert 40 Jahre

Wann ist das Katastrophen-AKW Fukushima unter Kontrolle? Zwar scheint die Temperatur im Innern der Reaktoren stabil zu sein. Doch bis zur Demontage werden noch 40 Jahre vergehen, schätzen Experten. Allein die Bergung der freiliegenden Brennelemente im Abklingbecken könnte noch Jahre dauern.

Die Demontage des havarierten Atomkraftwerks Fukushima im Nordosten Japans soll nach Regierungsplänen etwa 40 Jahre dauern. Der Abriss solle in mehreren Etappen erfolgen, sagte Umweltminister Goshi Hosono am Mittwoch in Tokio.

AKW-Ruine Fukushima Daiichi (Archivbild): Temperatur im Innern unter 100 Grad gefallen

AKW-Ruine Fukushima Daiichi (Archivbild): Temperatur im Innern unter 100 Grad gefallen

In etwa zwei Jahren solle mit der Bergung des ausgedienten Brennmaterials begonnen werden, das in den Abklingbecken des Reaktor 4 gelagert war. Allein dieser Vorgang werde mehrere Jahre dauern, weil die Kühlsysteme und die Becken neu instandgesetzt werden müssten. Zwar war zum Zeitpunkt der Katastrophe Reaktor 4 abgeschaltet. Dennoch wurde das Dach des Gebäudes zerstört, in dem die Brennelemente zur Kühlung in einem Wasserbasin liegen. Damit ist die Lage dort alles andere als sicher. In puncto Sicherheit wäre der Abtransport der freiliegenden Brennelemente ein großer Erfolg.

Der Fahrplan zur Demontage wurde wenige Tage nach der Erklärung veröffentlicht, die Anlage sei stabil: Am Freitag hatte Japans Regierung die sogenannte Kaltabschaltung der Reaktoren verkündet. Die Reaktoren in der havarierten Anlage befänden sich "im Zustand der Kaltabschaltung, so dass das Unglück nun unter Kontrolle ist", hatte Japans Premierminister Yoshihiko Noda gesagt.

Die Temperatur im Innern der Reaktoren ist unter 100 Grad Celsius gefallen. Damit ist das radioaktive Material in den Reaktorkammern stabil, und es kann theoretisch zu keinen unkontrollierten Kettenreaktionen mehr kommen. Kritiker aber warnen: Die Reaktoren sind weiterhin für etwaige Katastrophen anfällig. So schätzen unter anderem Experten der deutschen Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) die Lage ein.

Die Bergung des nach der Katastrophe vom März geschmolzenen Atommaterials in den Reaktoren 1 bis 3 solle in rund zehn Jahren begonnen und dann binnen weiterer 20 bis 30 Jahre abgeschlossen werden, sagte Japans Umweltminister Hosono. Hierfür seien neue technische Anlagen nötig. Die Arbeiten sollten erfolgen, ohne dass sich "neue Risiken" für die Bevölkerung ergeben, sagte der Minister. Handelsminister Yukio Edano sagte, die Regierung wolle das Konzept entschieden und sicher abarbeiten und dabei auch die Ansichten der Anwohner berücksichtigen, die wegen des GAUs ihre Häuser verlassen mussten.

Das schwere Unglück in Fukushima hatte sich am 11. März als Folge eines starken Erdbebens und eines anschließenden Tsunamis ereignet. Wegen der Katastrophe mussten mehr als 100.000 Menschen aus ihrer Heimat in der Umgebung des Kraftwerks fliehen.

Quelle: Diverse Agenturen

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Sonntag, 18. Dezember 2011

BR-Wahl: Atomausstieg gestützt

Die Bundesratswahlen von Mittwoch waren in einer Hinsicht klar und eindeutig: Die neue Energiepolitik, so diffus sie noch immer ist, wird das neugewählte Schweizer Regierungsgremium weiterhin verfolgen. Das Parlament hatte Gleiches in der neuen Zusammensetzung durch ein klares Votum des Nationalrats in der Vorwoche bereits bestätigt. Neuer SP-Bundesrat ist Ständerat Alain Berset (FR).



Regula Rytz von den Grünen brachte es auf den Punkt in ihrem Nachwahlkommentar: Die Wiederwahl von Elisabeth Widmer-Schlumpf ist eine Bestätigung des Atomausstiegskurses, verbunden mit der Hoffnung, dass auch die Förderung der Erneuerbaren Energien die nötige Aufmerksamkeit findet. Dies soll geschehen nicht zuletzt dank einer nunmehr im Amt bestätigtenFinanzministerin, die mit einer ökologischen Steuerreform vorwärts macht und der Energiewende die nötigen Mittel verschafft. Denn ohne finanzielle Unterstützung, ohne gewaltige Investitionen, ist sie nicht zu machen.

Dass Nationalratspräsident Hansjörg Walter nach dem gescheiterten Wahlgang gegen Bunesrätin Widmer-Schlumpf nicht mehr als SVP-Kampfkandidat zur Verfügung stand, bedeutete für die letzten drei Wahlgänge auch: Der Atomausstieg stand erneut zur Disposition, denn der verbliebene SVP-Kandidat Jean-François Rime gilt im Gegensatz zu Walter als eindeutiger Atombefürworter – obwohl er eigentlich einer nachhaltigen Branche nahe steht, der Holzwirtschaft. «Rache scheint das einzige Gedankengut der SVP zu sein», kommentierte SP-Nationalrat Roger Nordmann in einem Tages-Anzeiger-Newsnet-Interview diesen Schritt. Der bringe auch die Kandidaten bei der Wahl um den zweiten SP-Sitz in Bedrängnis. Swissolar-Präsident Nordmann zeigte sich jedoch fürs Erste befriedigt, dass die glänzende Wiederwahl von Widmer-Schlumpf den Atomausstieg stützt.

Doch das Geschachere der SVP-Strategen nützte nichts mehr – dem verbliebenen einzigen Rechtskandidaten waren nur die eigenen Parteigänger in den restlichen Wahlgängen (zuerst gegen Somaruga, dann gegen Schneider-Ammann) zugetan. Und schliesslich wurde der Friburger SP-Ständerat Alain Berset bereits im zweiten Wahlgang als (einziger) neuer Bundesrat gewählt – womit der Atomausstieg im Trockenen war. Es bleibt als Herkulesaufgabe für den neugewählten Gesamtbundesrat, den Umstieg auf Vollversorgung mit Erneuerbaren zu realisieren.

© Solarmedia

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Samstag, 17. Dezember 2011

Irreführung in Fukushima

Eine GLOBAL 2000-Analyse zeigt, dass „Kaltabschaltung“ völlig falscher Gebrauch des technischen Begriffs ist. Die japanische Regierung hat verkündet, dass TEPCO, der Betreiber der vier zerstörten Atomreaktoren in Fukushima, den Zustand der „Kaltabschaltung“ („cold shutdown“) erreicht habe.

TEPCO definiert den Zustand als die Senkung der Temperatur am Boden des Reaktordruckbehälters auf unter 100 °C, sodass kein weiteres Kühlwasser mehr verkocht. Ebenfalls soll die radioaktive Freisetzung durch das AKW „unter Kontrolle“ sein und das Risiko für die Bevölkerung „signifikant reduziert“ sein. „Hier von Kaltabschaltung zu sprechen grenzt an eine bewusste Lüge. All dies ist Teil des Sicherheits-Mythos von TEPCO, die bereits kurz nach Beginn der Reaktorkatastrophen eine ‚Roadmap towards Restoration‘ veröffentlichten, in denen genau dieser Zeitablauf vorgezeichnet wurde: Kaltabschaltung bis Ende 2011“, klagt Dr. Reinhard Uhrig, Atomexperte von GLOBAL 2000, die Irreführung der Bevölkerung an.

Kaltabschaltung bezeichnet bei Atomkraftwerken den Zustand des ausgeschalteten, heruntergefahrenen Reaktors, dessen Brennelemente durch die weitere Zufuhr von Kühlwasser über Monate so lange gekühlt wurden, dass die Nachzerfallswärme von anfangs fünf Prozent der Reaktorleistung abgeführt wurde und die Brennelemente auch ohne weitere Kühlung das Wasser nicht über 100 °C erhitzen würden.

„In Fukushima gibt es keine Brennelemente mehr: Sie sind vollständig geschmolzen (meltdown), haben sich durch den Boden der Reaktordruckbehälter durchgebrannt und sind als Uran-Plutonium-Klumpen auf den Boden der Containments gefallen, wo sie sich bereits in den Betonmantel hineingebrannt haben – im Fall von Reaktor 1 bis auf 30 cm an die äußere Stahlhülle heran“, berichtet Uhrig.

„Die Temperatur im Inneren der Brennstoff-Klumpen beträgt schätzungsweise immer noch über 3.000 °C – nur durch die massive Zufuhr von Wasser, 22.000 Liter pro Stunde, können diese hochgefährlichen Stoffe daran gehindert werden, wieder eine Kernschmelze zu erreichen.“ Der Betreiber rechnet beim Ausfall der provisorischen Kühlung innerhalb von 19 bis 20 Stunden mit erneuten Kernschmelzen.

Neben den großen Wassermengen, die zur Kühlung der Reaktoren benötigt werden und die sich als 89 Millionen Liter hochradioaktive Brühe im Keller der Reaktoren sammeln und von dort ins Grundwasser laufen, sind hohe Wasserstoffkonzentrationen in den Reaktordruckbehältern das zweite akute Problem in Fukushima: In Rohrleitungen wurden bis zu 60% Wasserstoff gemessen, ab 4% ist ein Wasserstoff-Sauerstoff-Gemisch hochexplosiv, wie sich bei den Explosionen im März gezeigt hat, die die Reaktorhüllen zerstörten.

Der Betreiber experimentiert jetzt mit der Zuleitung von Kühlwasser, die reduziert wird, um die Temperaturen in den Reaktoren wieder zu steigern – dadurch soll die Wasserstofffreisetzung wieder unter Kontrolle gebracht werden. „Die japanische Regierung ist in erster Linie Diener der Betreiberfirma TEPCO und der Atomlobby, indem sie willfährig den Sicherheits-Mythos der Kaltabschaltung weiterverbreitet: In Fukushima experimentieren die Betreiber mit der Sicherheit der Menschheit – weitere Verstrahlung passiert laufend, und von einem sicheren Zustand sind die Reaktor-Ruinen weit entfernt“, so Uhrig abschließend.

Quelle: GLOBAL2000.at 2011

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Dienstag, 13. Dezember 2011

Weitere Milliarde für Kernfusion

Das EU-Parlament hat am Dienstag beschlossen, dem Kernfusionsforschungsreaktor ITER weitere Abermillionen hinterher zu werfen. Eine Stellungnahme des Sprechers für Energie der deutschen Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen.

Bekanntlich kostet der ITER bereits jetzt Milliarden Euro mehr als ursprünglich angenommen. Das EU-Parlament hat heute beschlossen, dass sich die EU mit 1,3 Milliarden Euro an den aktuellen Mehrkosten beteiligen wird. Auch die deutschen Liberalen, Konservativen und Linken haben dafür gestimmt. Es steht zu befürchten, dass das Geld zu einem relevanten Teil aus anderen Forschungsbereichen abgezweigt wird und damit für europäische Zukunftsinvestitionen deutlich weniger Geld zur Verfügung stehen wird als geplant.

Auch für Erneuerbare-Energien-Forschung dürften damit der EU in Zukunft noch weniger Mittel zur Verfügung stehen als bislang und schon jetzt machten die Mittel für Erneuerbare-Energien-Forschung nur einen Bruchteil der Kernfusionsforschungsmittel aus.

Die EU hat sich in ein vollkommen sinnloses Projekt verrannt. Sollte die Kernfusion jemals funktionieren, womit vor 2050 niemand rechnet, wird sie niemand mehr brauchen.

Die Erneuerbaren Energien können schon deutlich vor 2050 die Energieversorgung vollständig abdecken. Weder der Klimaschutz noch die Probleme rund um Ressourcenverknappung dulden einen Aufschub um weitere vier bis fünf Jahrzehnte.

Wir müssen unsere Energieprobleme heute lösen und müssen folglich auch die Mittel für die in den nächsten Jahren und Jahrzehnten verfügbaren Problemlösungen einsetzen und nicht für Wolkenkuckucksheime von wenigen Forschern, die die Realitäten aus den Augen verloren haben.

Mit 1,3 Milliarden Euro Forschungsmittel ließen sich die Kosten für Erneuerbare Energien noch schneller senken und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Unternehmen könnte deutlich gestärkt werden.

Quelle: Hans-Josef Fell MdB 2011

Sprecher für Energie der Bundestagsfraktion Bündnis 90/ Die Grünen

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Montag, 12. Dezember 2011

Wie billig ist Atomstrom wirklich?

Der japanische Atomkraftwerksbetreiber Tepco muss für den Rückbau und für Entschädigungen wegen des Atomunfalls im März 2011 bis zu 100 Milliarden Euro aufwenden. Da drängt sich die Frage auf: Wie teuer ist der angeblich billige Atomstrom wirklich? Eine Antwort liefert der deutsche Energiepublizist Franz Alt.




Tepco kann bis heute nicht erklären, was im März 2011 in ihren Fukushima-AKW wirklich passiert ist:
  • Warum wurden so viele Mengen Radioaktivität frei gesetzt?
  • Warum ist die Kernschmelze in Block1 schon wenige Stunden nach dem Erdbeben passiert und nicht erst nach dem Tsunami wie bisher erklärt wurde?
  • Was bedeutet das verseuchte Meerwasser langfristig für die Meeresökologie?
  • Und was kosten die Langzeitfolgen?
Trotz all dieser offenen Fragen will der EU-Energiekommissar Günther Oettinger 40 weitere AKW in der EU bauen lassen. Das deutsche CDU-Mitglied glaubt offenbar immer noch an das Märchen vom billigen Atomstrom. Für eine meiner Fernsehsendungen hat das Fraunhofer-Institut in Karlsruhe schon vor einigen Jahren ausgerechnet: Wenn Atomstrom realistisch berechnet würde, müsste die Kilowattstunde etwa zwei Euro kosten.

Ich habe Michail Gorbatschow mal gefragt, wie teuer das Katastrophe von Tschernobyl für die russische Volkswirtschaft war. Seine Antwort: Etwa 500 Milliarden Dollar. Billiger Atomstrom, Herr Oettinger? Die deutschen Steuerzahler haben die Atomenergie in Deutschland bisher mit etwa 200 Milliarden Euro wesentlich finanziert.

Solarstrom kostet inzwischen in Deutschland noch etwa 22 Cent pro KWH. Der EU-Energie-Kommissar kann entweder nicht rechnen oder er macht nur noch Politik für die Atomlobby. In Deutschland organisiert Angela Merkel die Energiewende ohne Atomstrom, aber ihr Parteifreund in Brüssel will weitere 40 neue AKW. Wie passt das zusammen?

Übrigens: Der Kraftwerkschef von Fukushima1, der auch die Bergungsarbeiten leitete, musste letzte Woche ins Krankenhaus mit Speiseröhren-Krebs. Er hatte seit dem Unfall Mitte März 70 Millisievert Strahlung abbekommen.

Quelle: Sonnenseite

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Mittwoch, 7. Dezember 2011

Strontium in Tokyo

Eine Bürgergruppe hat radioaktives Strontium an verschiedenen Standorten in Tokyo entdeckt, also ca. 250 Kilometer Luftlinie vom Unfallreaktor entfernt.

Bisher hat das Wissenschaftsministerium nur im Radius von 100 Kilometern das Vorkommen von Strontium untersucht. Die Untersuchung der Bürgergruppe zeigt also, dass auch Strontium weiter verbreitet ist als bisher angenommen. Allerdings behauptet das Wissenschaftsministerium, dass dieses Strontium aus früheren Atomexperimenten stammt. Auch hohe Cäsium-Werte werden weiterhin laufend entdeckt. Der Tokyoter Stadtbezirk Arakawa hat eigene Messungen in Kindergärten und Schulanlagen durchgeführt. 50 von 82 Messpunkten haben die Grenzwerte von 0.23 Mikrosievert pro Stunde überschritten. In einer Primärschule wurden sogar 6.4 Mikrosievert pro Stunde gemessen. Diese Schulen müssen alle dekontaminiert werden. Das Wissenschaftsministerium hat am 25. November durch Untersuchungen bestätigt, dass Cäsium aus dem Unfallreaktor in 45 von 47 Präfekturen gemessen wurden, u.a im 1700 Kilometer entfernten Okinawa.

Quelle: Schweizerische Energie Stiftung SES

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Dienstag, 6. Dezember 2011

Neuer Nationalrat bestätigt

Mit Entscheid des Nationalrats von Dienstag ist der Atomausstieg der Schweiz auf parlamentarischer Ebene beschlossen. Nun kann der Bundesrat die konkrete Umsetzung vorantreiben. Gleichzeitig ist der Entscheid gemäss Allianz «Nein zu neuen AKW» (ANNA) ein klares Signal für die Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft, auf eine nachhaltige, zukünftige Stromversorgung der Schweiz hinzuwirken.

Der Nationalrat ist in neuer Zusammensetzung der Linie von Bundesrat, Ständerat und dem ehemaligen Plenum im Nationalrat gefolgt und hat die abgeänderten Motionen 11.3257 Fraktion Grüne, 11.3426 Fraktion BD und 11.3436 Schmidt zum Atomausstieg klar überwiesen. Diese schliessen im Wortlaut Rahmenbewilligungen für neue Atomkraftwerke aus. Der Bundesrat hat jetzt die breite Abstützung, mit der Energiestrategie 2050 die Stromversorgung der Schweiz ohne neue AKW voranzutreiben.

Die Allianz «Nein zu neuen AKW» ist erfreut über diese konsequente Haltung und gratuliert den Nationalrätinnen und Nationalräten zu diesem Entscheid. Dieser schafft klare Rahmenbedingungen für die Schweizer Stromwirtschaft und gibt den Unternehmen Rechts-und Investitionssicherheit, welche es dringend braucht, um die zukünftige, nachhaltige Stromversorgung der Schweiz in die richtigen Bahnen zu lenken.

Damit sind die Probleme der Atomkraft allerdings noch nicht vom Tisch. Die laufenden AKW produzieren weiterhin Atommüll, die Endlagerung ist nach wie vor nicht gelöst. Noch bedenklicher ist, dass alte, gefährliche Risikoreaktoren wie das AKW Mühleberg trotz bekannter Mängel immer noch am Netz sind. Solange diese betrieben werden, ist der Atomausstieg nicht geschafft. Politik und Gesellschaft sind weiterhin gefordert, um Ihre Stimme gegen die Atomkraft und für die Energiewende zu erheben.

Text: Allianz «Nein zu neuen AKW» (ANNA)

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Dienstag, 29. November 2011

Fukushima: Reisernte belastet

Der radioaktive Fallout von Fukushima ist weiter verbreitet und die Belastung höher als gedacht. In Japan wurden jetzt erstmals seit der Atomkatastrophe in Fukushima Radiocäsium-Werte in Reis gemessen, die über dem behördlich verfügten Grenzwert liegen.

Nach einer Mitte November 2011 in den Proceedings der US-amerikanischen Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS) veröffentlichten Studie japanischer Wissenschaftler ist der Boden in weiten Teilen Ost- und Nordostjapans stark mit Radiocäsium belastet. In der Präfektur Fukushima liege die Belastung über dem Grenzwert von 5.000 Becquerel Cäsium-Gesamtaktivität je Kilogramm Boden, ab dem die japanische Regierung Landwirtschaft und Viehzucht verboten hat. Wie die Wissenschaftler kalkulieren, sollen insgesamt mehr als 5,6 Billiarden Becquerel Cäsium-137 aus Fukushima über Japan und den angrenzenden Meeresgebieten abgelagert worden sein. In den meisten östlichen Gebieten Japans, so das Fazit der Wissenschaftler, seien die Böden mit mehr als 1000 Becquerel Cäsium-137 pro Quadratmeter kontaminiert worden.

In den Präfekturen nahe dem Kernkraftwerk lägen die Werte sogar bei mehr als 10.000 Becquerel pro Quadratmeter. Am höchsten sind die Werte in unmittelbarer Umgebung zu den Atomanlagen mit mehr als 100.000 Becquerel Cäsium-137 pro Quadratmeter.

Den vollständigen Bericht finden Sie in der aktuellen Ausgabe:

* Die Nahrungsmittelproduktion in den östlichen Präfekturen Japans könnte noch mehrere Jahrzehnte lang unmöglich sein

* Der Fallout vom 15. März 2011 ist die Hauptquelle der Belastung in der Präfektur Fukushima

* Verstrahlte Rinder zu Forschungszwecken

* Stark erhöhte Strahlung in Tokyoter Stadtbezirken

* Weitere Evakuierungen notwendig

Den vollständigen Bericht finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Bitte bestellen Sie ein kostenloses Probeexemplar

Quelle: Strahlentelex 2011

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Freitag, 25. November 2011

Atomkraft nicht klimafreundlich

Das Österreichische Ökologie-Institut und die Österreichische Energieagentur präsentieren ihre Studie zur Energiebilanz und den CO2-Emissionen der Kernkraft und kommen zum Schlus: "Atomkraft ist weder klimafreundlich noch wirtschaftlich," so fasst Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur das Ergebnis zusammen.

Und weiter: "Eine Kilowattstunde Atomstrom verursacht mehr CO2-Emissionen als Strom aus erneuerbaren Energieträgern," so Traupmann. "Der Uranerzgehalt wird in Zukunft sinken - dadurch wird der Abbau mehr Energie benötigen. Ab einem Erzgehalt von ca. 0,01 % wird der Energieaufwand für den Abbau so hoch, dass die Gesamtenergiebilanz negativ wird," erläutert Andrea Wallner vom Österreichischen Ökologie-Institut, Gesamtleiterin des Projektes. Zum Vergleich: Der weltweit durchschnittliche Erzgehalt lag in den letzten fünf Jahrzehnten zwischen 0,05 % und 0,15 %.

Die Studie "Energiebilanz der Nuklearindustrie" zeigt rechtzeitig zur Weltklimakonferenz in Durban auf, dass neben den bekannten Problemen der Sicherheit von Kraftwerken und dem Umgang mit radioaktivem Abfall die Kernenergie auch keine Lösung für den Klimaschutz bietet. "Da der Rohstoff Uran ebenso wie Erdöl nur begrenzt vorhanden ist, fehlt dem Atomstrom die Zukunftsfähigkeit. Jede Investition in Atomkraft hemmt darüber hinaus den Ausbau der Erneuerbaren und den Umbau des Energiesystems als Ganzes," so Traupmann.

Ein Kernkraftwerk, das jetzt gebaut wird, könnte unter Annahme des niedrigen Ausbauszenarios der World Nuclear Association nicht bis zum Ende seiner Nutzungsdauer mit Uran versorgt werden. Auch wenn bei einem derzeit noch verfügbaren Uranerzgehalt von 0,1 % die CO2-Emissionen der Kernenergie bei nur 26 g CO2 pro Kilowattstunde liegen, ist der Einsatz der Kernenergie als Mittel zur Verringerung von Treibhausgasen teuer und langsam. Es dauert Jahrzehnte, bis eine Netto-Reduktion der Treibhausgase eintreten könnte.

"Bei den schlechter werdenden Erzgehalten um 0,01 % steigen die CO2-Emissionen bis auf 210 g CO2/kWhel an – im Vergleich: jene von Erneuerbaren befinden sich im Bereich von ca. 3 – 60 g kWh," erklärt Andrea Wallner. Die CO2-Vermeidungskosten von Kernenergie sind zudem höher als die jeder anderen möglichen Technologie mit Ausnahme traditioneller Kohlekraftwerke. Windkraftanlagen und KWK-Anlagen sind 1,5 mal so kosteneffektiv bei der Reduktion von CO2 wie Kernenergie, Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz bis zu 10 mal so kosteneffektiv.

"Hartnäckig hält sich die Meinung, dass Kernenergie billig CO2-armen Strom liefere. Dieses Argument ist nur dann gültig, wenn sämtliche direkten und indirekten Subventionen in diese Energiequelle nicht berücksichtigt werden," erläutert Stephan Renner, Experte der Österreichischen Energieagentur. "Wenn die Kernenergie tatsächlich billigen Strom produziere, gäbe es in einem funktionierenden Markt keine Probleme, neue Reaktoren privat zu finanzieren. Dies ist aber nicht der Fall. Weltweit gibt es keinen einzigen Reaktor, bei dessen Bau das finanzielle Risiko einzig von privaten Akteuren getragen wurde. Es ist daher erstaunlich, dass eine Technologie, die über 60 Jahre alt ist und angeblich den billigsten Strom liefert, noch immer massiv Subventionen erhält," so Renner abschließend.

Auch der aktuelle World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur zeigt, dass Energieeffizienz und Energiesparen den größten Beitrag zu Energiesicherheit und Erreichung der Klimaziele leisten. "Es mag wohl für manche Profit aus der Atomkraft geben, aber der Weg in eine klimafreundliche Zukunft führt in eine andere Richtung," ist Traupmann überzeugt. Die Studie "Energiebilanz der Nuklearindustrie. Eine Analyse von Energiebilanz und CO2-Emissionen der Nuklearindustrie über den Lebenszyklus" erstellt im Auftrag des Klima- und Energiefonds steht zum Download als PDF zur Verfügung.

Quelle: oekonews.at

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Donnerstag, 24. November 2011

AKW-Stilllegung immer teurer

Die voraussichtlichen Kosten für die Stilllegung der schweizerischen Kernkraftwerke, die Nachbetriebsphase und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle sind teuerungsbereinigt insgesamt 10 Prozent höher als die bisherigen Kostenschätzungen aus dem Jahr 2006. Sie betragen neu 20,654 Milliarden Franken (2006: teuerungsbereinigt 18,782 Milliarden Franken).

Dies zeigen die aktuellen Kostenstudien, die von swissnuclear im Auftrag der Kommission für den Stilllegungsfonds und den Entsorgungsfonds durchgeführt wurden. Die Studien werden nun durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI unter Einbezug externer Experten überprüft. Die Finanzierung der Stilllegung der Kernkraftwerke und die Entsorgung der radioaktiven Abfälle nach Ausserbetriebnahme der Anlagen wird in der Schweiz durch zwei unabhängige Fonds sichergestellt: Den Stilllegungsfonds für Kernanlagen und den Entsorgungsfonds für Kernkraftwerke. Beide Fonds werden durch Beiträge der Betreiber geäufnet, die gemäss Kernenergiegesetz zur Übernahme dieser Kosten verpflichtet sind. Das Bild zeigt das AKW Gösgen (Foto: Guntram Rehsche).

Grundlage für die Berechnung der Beiträge der Betreiber bilden Kostenstudien, die gemäss Stilllegungs- und Entsorgungsverordnung (SEFV) alle 5 Jahre aufgrund des neusten Stands von Wissen und Technik aktualisiert werden müssen. Die letzten Kostenstudien stammen aus dem Jahr 2006. Swissnuclear, die Fachgruppe Kernenergie des Verbands swisselectric, legt der Kommission der beiden Fonds nun die Kostenstudien 2011 vor, welche die Grundlage für die Berechnung der Beiträge in der Veranlagungsperiode 2012-2016 bilden (siehe Berichte auf www.entsorgungsfonds.ch). Die Kostenstudien werden in den nächsten Monaten durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI unter Einbezug externer Experten überprüft.

Als Berechnungsgrundlage für die Kostenstudien wird eine Betriebsdauer der Kernkraftwerke von 50 Jahren angenommen (Art. 8 SEFV). Diese Berechnungsgrundlage gilt vorläufig auch für das Kernkraftwerk Mühleberg, solange über das Gesuch um Aufhebung der Befristung der Betriebsbewilligung nicht rechtskräftig entschieden ist. Falls die Befristung für das Kernkraftwerk Mühleberg nicht rechtskräftig aufgehoben wird, müssen die Kosten für das KKW Mühleberg neu berechnet und allfällige Fehlbeträge durch die BKW FMB Energie AG in die Fonds nachbezahlt werden.

Nachbetriebsphase: Die Nachbetriebsphase beginnt direkt nach dem endgültigen Abschalten eines Kernkraftwerks. Sie umfasst den sicheren Betrieb der noch benötigten Systeme zur Kühlung, Sicherung und Verpackung der Brennelemente in Transport- und Lagerbehälter. Die Nachbetriebsphase dauert rund fünf Jahre, während denen sämtliche Brennelemente in ein vom Kraftwerk unabhängiges Lager überführt werden und die Stilllegung vorbereitet wird.

Die Kosten der Nachbetriebsphase aller 5 schweizerischen Kernkraftwerke betragen gemäss Kostenstudie 2011 1,709 Milliarden Franken. Das sind 2 Prozent mehr als in der Kostenschätzung von 2006 (2006 teuerungsbereinigt: 1,678 Mrd. Franken). Die Kosten für die Nachbetriebsphase werden von den Betreibern direkt finanziert und sind nicht Teil der Fonds.

Stilllegungskosten der Kernkraftwerke und des Zentralen Zwischenlagers in Würenlingen (ZWILAG): Im Anschluss an die Nachbetriebsphase, nachdem alle Brennelemente und sonstigen Betriebsabfälle abtransportiert sind und das zuständige Departement UVEK die Stilllegungsverfügung erlassen hat, können die Demontage- und Rückbauarbeiten beginnen. Vom endgültigen Abschalten bis zum vollständigen Rückbau eines Kernkraftwerks dauert es 15 bis 20 Jahre.

Die Stilllegungskosten der fünf schweizerischen Kernkraftwerke und des ZWILAG betragen gemäss Kostenstudie 2011 2,974 Milliarden Franken. Das sind teuerungsbereinigt 17 Prozent mehr als in der Kostenschätzung von 2006 (2006 teuerungsbereinigt: 2,541 Mrd. Franken). Bei der aktuellen Kostenschätzung wurden die Erfahrungen aus den laufenden Stillegungsprojekten in Deutschland berücksichtigt, die wesentliche Mehrkosten für den Rückbaubetrieb ausweisen. Die Stilllegungskosten für die fünf schweizerischen Kernkraftwerke und des ZWILAG werden vollumfänglich durch den Stilllegungsfonds gedeckt. Ende 2010 betrug das angesammelte Fondskapital 1,331 Mrd. Franken. Die noch ausstehenden Mittel werden durch Fondsbeiträge der Kernkraftwerkbetreiber und durch Kapitalerträge des Fonds bereitgestellt.

Entsorgungskosten: Dazu gehören die Kosten für Planung, Bau und Betrieb von Entsorgungsanlagen, die Kosten für Transport- und Lagerbehälter sowie für Dienstleistungen wie Transporte oder Wiederaufbereitung, bis zu den Kosten für die Stilllegung der Oberflächenanlage und den Verschluss der geologischen Tiefenlager.

Die Entsorgungskosten betragen gemäss Kostenstudie 2011 15,970 Milliarden Franken. Das sind teuerungsbereinigt 10 Prozent mehr als in der Kostenschätzung von 2006 (2006 teuerungsbereinigt: 14,563 Mrd. Franken). Dabei haben die gesammelten Erfahrungen im Tunnelbau und verschärfte Anforderungen an nukleare Bauten zu höheren Kostenschätzungen für die geologischen Tiefenlager geführt.

Die während des Betriebs anfallenden Entsorgungskosten werden durch die Betreiber direkt bezahlt. Bis 2010 waren dies 4,799 Mrd. Franken. Bis zur Ausserbetriebnahme aller Kernkraftwerke werden es 7,523 Mrd. Franken sein. Der Entsorgungsfonds deckt die verbleibenden 8,447 Mrd. Franken. Im Entsorgungsfonds befanden sich Ende 2010 2,821 Mrd. Franken. Die noch ausstehenden Mittel werden durch Fondsbeiträge der KKW Betreiber und durch Kapitalerträge des Fonds bereitgestellt.

Provisorische Jahresbeiträge für die Veranlagungsperiode 2012-2016 in Millionen Franken (Entsorgungsfonds / Stilllegungsfonds)

Kernkraftwerk Beznau: 38,2 Mio. Fr. / 20,8 Mio. Fr.
Kernkraftwerk Mühleberg: 19,6 Mio. Fr. / 13,1 Mio. Fr.
Kernkraftwerk Gösgen: 29,5 Mio. Fr. / 10,4 Mio. Fr.
Kernkraftwerk Leibstadt: 40,4 Mio. Fr. / 14,1 Mio. Fr.
ZWILAG: -- / 2,2 Mio. Fr.
TOTAL: 127,7 Mio. Fr. / 60,7 Mio. Fr.

Adresse für Rückfragen: Marianne Zünd, Leiterin Kommunikation BFE, 031 322 56 75

Herausgeber: Bundesamt für Energie Internet: http://www.bfe.admin.ch


Sonntag, 13. November 2011

Fukushima braucht 30 Jahre

Fukushima-Daichi-Stilllegung dauert mindestens 30 Jahre: Die Stilllegung des Standorts Fukushima-Daiichi wird sich bis in die 2040er-Jahre hineinziehen.

Zu diesem Schluss kommt ein Beratungsgremium der japanischen Regierung, das mittel- und langfristige Massnahmen zur Behebung der Reaktorunfallfolgen vorschlägt.
Das Beratergremium tagte gemäss dem Japan Atomic Industrial Forum (Jaif) am 28. Oktober 2011 zum fünften Mal und stellte im Anschluss daran einen provisorischen Bericht zur Stilllegung von Fukushima-Daiichi vor. Beim gegenwärtigen Kenntnisstand rechnen die Berater, dass die Stilllegungsarbeiten 30 oder mehr Jahre dauern werden.

Die Arbeiten zur Brennstoffentnahme aus dem beschädigten Lagerbecken könnten in drei Jahren beginnen. Nachdem die Containments wieder instand gesetzt und mit Wasser geflutet seien, könne die Entnahme des geschmolzenen Brennstoffs in rund zehn Jahren anfangen. Der Vorsitzende des Beratungsgremiums, Prof. Hajimu Yamana von der Universität Kyoto, betonte bei der Präsentation des Berichts, dass noch kein definitives Stilllegungsdatum festgelegt werden könne. Hierfür brauche es eine Untersuchung des Zustandes im Innern der Reaktoren.

Quelle: Nuklearforum Schweiz / D.S. nach Jaif, Atoms in Japan

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Samstag, 12. November 2011

Axpo verzichtet auf Majak-Uran

Der Stromkonzern bezieht keinen nuklearen Brennstoff mehr aus der russischen Aufbereitungsanlage – wegen mangelnder Transparenz über die herrschenden Verhältnisse. In Sibirien sollen diese besser sein.

Die Rate an Kindermissbildungen ist in der Region Majak höher als im russischen Durchschnitt: Dieses Bild eines Reuters-Fotografen dokumentiert einen Besuch bei einer betroffenen Familie im Dorf Muslyumovo in der Region Majak vom November 2010. Bild: Reuters

Die Axpo will auf Uran aus der russischen Wiederaufbereitungsanlage Majak verzichten. Der Stromkonzern begründet diesen Schritt mit der fehlenden Transparenz über die dort herrschenden Verhältnisse, wie er am Samstag mitteilte. Die Axpo werde den Lieferanten Areva beauftragen, keinen nuklearen Brennstoff mehr aus Majak zu beziehen, solange die Lieferkette nicht vollständig transparent sei. Als Ersatz werde nun mehr Brennstoff aus der sibirischen Verarbeitungsanlage in Sewersk zum Einsatz kommen.

Anfang Oktober hatte eine Delegation der Axpo die sibirische Uran- Verarbeitungsanlage Sewersk besucht, um sich ein Bild von den dortigen Produktionsbedingungen zu machen. Der Zutritt der Anlage von Majak dagegen blieb der Axpo im vergangenen Juni verwehrt (siehe auch Atominfomedia vom 13. Dezember 2010). Das Veto begründete der staatliche russische Energiekonzern damit, die Anlage befinde sich in militärischem Sperrgebiet. Die beiden Produktionsstätten in Sewersk und Majak sind umstritten. Greenpeace wirft den Atomfabriken vor, sie verstrahlten die Umgebung radioaktiv.

Quelle: SDA

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Dienstag, 8. November 2011

Auch Taiwan steigt aus

Die taiwanesische Regierung will schrittweise den Kernenergieanteil an der Stromproduktion reduzieren und hat beschlossen, die sechs in Betrieb stehenden Kernkraftwerkseinheiten nicht über ihre genehmigte 40-jährige Laufzeit hinaus weiter zu betreiben.

Der taiwanesische Präsident Ma Ying-jeou stellte am 3. November 2011 die neue Kernenergiepolitik der Regierung vor, mit der Taiwan schrittweise in ein kernenergiefreies Land überführt werden soll. Diese neue Ausrichtung trage den Sorgen der Bevölkerung bezüglich der nuklearen Sicherheit nach dem Reaktorunfall in Fukushima-Daiichi Rechnung, begründete der Präsident den Richtungswechsel. Demnach sollen die beiden ältesten Kernkraftwerkseinheiten des Landes, Chin-Shan-1 und -2 (BWR, 2 x 604 MW, Inbetriebnahme 1977/78) schon vor Erreichen ihrer Auslegungsdauer von 40 Jahren vom Netz gehen, sofern die im Bau stehende Doppelblockanlage Lungmen vor 2016 Strom produziert. Deren Fertigstellung hat sich mehrmals wegen technischer und vertraglicher Schwierigkeiten verzögert und ist jetzt wieder offen, nachdem die Behörden nach dem Fukushima-Daiichi-Unfall zusätzliche Sicherheitsmassnahmen und -prüfungen verlangt haben.

Die vier weiteren Kernkraftwerkseinheiten des Landes, Kuosheng-1 und -2 (BWR, 985 MW und 948 MW) und Maanshan-1 und 2 (BWR, 918 MW und 921 MW) sollen nicht über ihre 40-jährige Betriebsbewilligung hinaus betrieben werden. Laut Ma wird die neue Kernenergiepolitik alle vier Jahre überprüft werden, sobald Lungmen am Netz ist. Die taiwanesische Regierung will die Abhängigkeit von der Kernenergie reduzieren und mit politischen Massnahmen eine Reduktion des Stromverbrauchs erreichen sowie alternative Energiequellen fördern. Die sechs gegenwärtig in Betrieb stehenden Kernkraftwerkseinheiten tragen 21% zur Stromproduktion des Landes bei.

Quelle: Nuklearforum / Taiwan, Government Information Office, Medienmitteilung, 3. November 2011

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Montag, 31. Oktober 2011

Belgien wird aussteigen

Für das Jahr 2015 plant Belgien, die ersten Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen. Die künftige Regierungskoalition reaktiviert ein lange infrage gestelltes Gesetz.

Das Atomkraftwerk Doel im Norden Belgiens

Das Atomkraftwerk Doel im Norden Belgiens

Belgien will in vier Jahren eine Energiewende einleiten. Die Verhandlungspartner der künftigen Regierungskoalition verständigten sich am späten Sonntagabend darauf, die sieben Atommeiler nach und nach abzuschalten. So sollen die ersten drei Atomkraftwerke 2015 vom Netz gehen, allerdings nur, wenn die Energieversorgung gesichert ist. Sonst bleiben sie länger in Betrieb. Mit dieser Entscheidung bestätigen die sechs Parteien ein lange diskutiertes Gesetz aus dem Jahr 2003. Damals hatte die Regierung einen langsamen Atomausstieg für die Zeit zwischen 2015 und 2025 beschlossen, der später mit Verweis auf die Energieversorgung wieder infrage gestellt worden war. Die neue Regierung soll nun noch die genauen Daten festlegen und in den kommenden Monaten einen Plan zur Energieversorgung des Landes ausarbeiten, erklärten die Verhandlungspartner.

Mitte Oktober, gut 16 Monate nach der Parlamentswahl, hatten konkrete Verhandlungen über die Bildung einer Regierung unter dem Vorsitz des Sozialdemokraten Elio di Rupo begonnen. An den Gesprächen nehmen die Vertreter der sechs Parteien von Christdemokraten, Sozialdemokraten und Liberalen aus dem französisch sprechenden Wallonien und dem niederländisch sprechenden Flandern teil. Die Regierungsbildung wurde erst möglich, nachdem sich Vertreter der beiden Sprachgruppen auf eine Staatsreform geeinigt hatten. Belgien ist seit der Wahl vom 10. Juni 2010 ohne gewählte Regierung. Das alte Kabinett arbeitete geschäftsführend weiter.

Quelle: Die Zeit

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Donnerstag, 27. Oktober 2011

ENSI mit internat. Experten

Das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI setzt eine Expertengruppe Reaktorsicherheit (ERS) ein. Diese berät die unabhängige schweizerische Aufsichtsbehörde ENSI in wichtigen Fragen zur Sicherheit der Kernkraftwerke und besteht aus international renommierten Experten aus dem Kernenergiebereich. Die ERS wird sich in der Regel zweimal jährlich treffen.

Florien Kraft, Oliver Sträter, Lasse Reiman, Michael Sailer und Ulrich Schmocker (vlnr)

Das beratende Gremium aus unabhängigen Experten ermöglicht es dem ENSI, seine Entscheide fachlich breiter abzustützen und damit die Unabhängigkeit zu stärken. Bedeutende ausländische Aufsichtsbehörden der Kernenergie wie die französische ASN, die finnische STUK oder das deutsche BMU verfügen ebenfalls über solche beratenden Gremien.

Michael Sailer (Sprecher der Geschäftsführung – Öko-Institut e.V., Freiburg i. Br./Berlin), Lasse Reiman (Mitglied Geschäftsleitung der finnischen Nuklearsicherheits- und Strahlenschutz-Aufsichtsbehörde STUK), Oliver Sträter (Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie, Fachbereich Maschinenbau, Universität Kassel), Florien Kraft (Abteilungsleiter, Autorité de sûreté nucléaire, Strassburg) und Ulrich Schmocker (vormaliger Direktor des ENSI) haben sich bereit erklärt, in der ERS mitzuwirken.

Kontakt/Rückfragen: Anton Treier, Sektion Kommunikation des ENSI, Tel. 056 460 85 70

Quelle: Eidgenössisches Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI

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Mittwoch, 26. Oktober 2011

Mehr Xenon als in Tschernobyl

Die Atomkatastrophe von Fukushima hat 2,5-mal mehr radioaktives Xenon als durch Tschernobyl freigesetzt und die Freisetzung der Radioaktivität geschah unmittelbar nach Erdbeben – vor der Tsunami-Flutkatastrophe.

Ein internationales Forscherteam aus Norwegen, Österreich, Spanien und den USA kommt in einer am 21. Oktober veröffentlichten Studie zu dem Ergebnis, dass durch den Super-GAU in Fukushima 2,5-mal so viel radioaktives Edelgas Xenon-133 freigesetzt wurde wie durch Tschernobyl. Es gibt laut Studie zudem „starke Hinweise“ darauf, dass die Freisetzung am 11. März 2011 infolge des Erdbebens bereits gegen 15 Uhr japanischer Zeit und somit noch vor dem Eintreffen des Tsunami begann. Für die Wissenschaftler ein Hinweis für „strukturelle Schäden“ an den Reaktoren durch die Einwirkungen des Erdbebens um 14.46 Uhr (das Bild zeigt die unversehrte Anlage vor der Kernschmelze).

„Das Studienergebnis ist somit ein weiterer Beleg dafür, dass die Darstellung der Atomindustrie, der japanischen Regierung, aber auch der deutschen Reaktorsicherheitskommission, wonach das Erdbeben alleine – ohne den dadurch ausgelösten Tsunami – nicht zum Super-GAU geführt hätte, falsch sein dürfte“, so Henrik Paulitz, Atomexperte der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW.

„Der Versuch der Atomlobby, die weltweit massive Erdbebengefährdung von Atomkraftwerken herunterspielen zu wollen, ist mit der neuen Studie wohl endgültig gescheitert. Es ist schon erstaunlich, wie die Reaktorsicherheitskommission und andere deutsche Regierungsstellen unbeirrt an der kaum noch haltbaren Tsunami-Theorie festhalten – vermutlich um erdbebengefährdete Anlagen wie Philippsburg-2 und Neckarwestheim-2 aus der politischen Schusslinie zu bringen.“

Die federführend vom Norwegian Institute for Air Research erstellte Fukushima-Studie, an der unter anderem die österreichische Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Wien beteiligt war, errechnete eine Freisetzung von 16700 Peta-Becquerel Xenon-133 in den Tagen vom 11. bis zum 15. März – den Autoren zufolge „die größte zivile Freisetzung in der Geschichte der Menschheit“. Für die bisher umfangreichste Untersuchung haben die Wissenschaftler Daten von rund 1000 Messungen der Konzentration und Deposition von Radioaktivität in Japan, den USA und Europa herangezogen.

Die für die menschliche Gesundheit besonders gefährliche Freisetzung von radioaktivem Cäsium-137 in den Monaten März und April belief sich der Studie zufolge auf 36 Peta-Becquerel. Obwohl diese Menge nur rund 2% des Inventars der Fukushima-Reaktoren 1-3 und des Abklingbeckens von Block 4 entsprach, betrug damit die Freisetzung in diesem Zeitraum gut 40% der geschätzten Freisetzung durch Tschernobyl. Aufgrund der meteorologischen Bedingungen (vorherrschende Westwinde, begrenzte Niederschläge) gingen der Studie zufolge 20% dieser Cäsium-137-Emissionen über Japan nieder, während 80% über dem Pazifischen Ozean deponiert wurden.

Bislang unterschätzt wurden der Studie zufolge die massiven Cäsium-Freisetzungen früh am 12. März während der ersten Wasserstoffexplosion in Reaktorblock 1. Ausgerechnet am 14. und am 15. März während der höchsten Cäsium-137-Freisetzungen seien große östliche Gebiete der japanischen Hauptinsel Honshu belastet worden. Unerwartet hohe Cäsium-137-Emissionen habe es zudem zwischen dem 16. und dem 19. März gegeben, die dann offenbar mit beginnender Kühlung des Abklingbeckens von Block 4 deutlich zurückgingen. Glück im Unglück hatte zunächst der Großraum Tokyo mit seinen rund 36 Millionen Einwohnern: Als die dichteste „radioaktive Wolke“ am 15. März über die Hauptstadt hinweg zog, regnete es nicht. Allerdings: Zwischen dem 20. und 22. März zog erneut Radioaktivität über noch größere Gebiete der japanischen Hauptinsel, von Gebieten nördlich des Atomkraftwerks bis Osaka im Süden. Starke Niederschläge sorgten dafür, dass praktisch das gesamte Cäsium-137 aus der Atmosphäre ausgewaschen wurde. Es kam zu einer nennenswerten Cäsium-Belastung großer Gebiete Japans einschließlich Tokyos.

Wie dramatisch diese Tage waren, machte Ex-Premier Naoto Kan unlängst deutlich: Seine Regierung habe nach dem Erdbeben durchaus über eine Evakuierung der Einwohner Tokyos nachgedacht. Das hätte bedeutet, dass Tokyo zur Sperrzone geworden wäre. In dem Moment, so Kan, habe er daran gezweifelt, dass Japan als Staat weiterfunktionieren könne.

Quelle: Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs / IPPNW 2011

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Montag, 24. Oktober 2011

CH-Wahl: Atomausstieg und Solarwirtschaft gestärkt

Noch vor Bekanntwerden der letzten Resultate (fehlender Kanton Waadt) zeigen die eidgenössischen Wahlen am Montagvormittag unter anderem auch eine Stärkung der Atomausstiegsposition – und ebenso eine Stärkung jener EnergiepolitikerInnen über alle Parteigrenzen hinweg, die sich für die Solarenergie einsetzen.

Die Wah­len zum neuen Schweizer Parlament zeigen einerseits zwar einen Rückschlag für die Aus­stiegs­be­führ­wor­terInnen von rund sechs Pro­zent bei den Wäh­ler­an­tei­len (Grüne, SP, CVP). Sie zeigen gleichzeitig aber auch eine Zunahme um zehn Pro­zent (BDP & GLP). Das Gesamt­re­sul­tat einer solchen Rechnung: Vier Pro­zent mehr Wähleranteile für den Aus­stieg als zuvor. Das schlägt sich auch in der Sitzverteilung nieder, zeigt diese doch aufgrund der gestärkten politischen Mitte eben auch mehr Sitze für die Atomausstiegsposition.

Der Bündner Unternehmer Josias Gasser (links) kämpft seit Jahren für die Realisierung konkreter Projekte der Erneuerbaren Energien in seinem Kanton. Nun ist ihm der grosse Sprung in die nationale Politik geglückt (Bilder Gasser AG).



Ein definitives Urteil über das neue Parlament und dessen Energieperspektiven ist noch nicht möglich, weil der Ständerat noch diverser Entscheidungen harrt, die im Laufe des Monats November, aber an verschiedenen Wochenenden fallen (Zürich zum Beispiel erst am 27.). Gerade der Kanton Zürich zeigt in den Ständeratswahlen aber eine Stärkung der Antiatomfraktion, weil Verena Diener von den Grünliberalen trotz verpasstem absoluten Mehr ein Spitzenresultat einfuhr. Stark auch der Freisinnige Felix Gutzwiller, der in seiner Atomposition in letzter Zeit zumindest eine Abkehr von der reinen freisinnigen Lehre erkennen liess (siehe Solarmedia vom 21. September 2011).

Die Linke, die sich bis vor kurzem als geeinter rot-grüner Block als einzige gegen den Weiterbetrieb von AKW aussprach, hat nun aus bürgerlichen Reihen kräftige Konkurrenz erhalten. BDP und die Grünliberalen reichen schon fast den Grünen das Wasser – sind sich aber ansonsten eher spinnefeind, was aus der Abspaltung von den Grünen vor mehr als vier Jahren rührt. Aber: In der Atomfrage und auch bei der Förderung der Erneuerbaren sind zumindest die Grünliberalen ein verlässlicher Wert, hatte doch Verena Diener den ständerätlichen Ausstiegsbeschluss erst möglich gemacht und Parteipräsident Martin Bäumle forderte immer schon eine höhere Versicherung von AKW-Schäden und Kostenwahrheit bei den Energien.

Und dann gibt es noch die Solarpolitiker der ersten und nun parlamentarisch gesehen auch der zweiten Stunde. Denn neben die drei wiedergewählten SP-Nationalräte Roger Nordmann (dessen Partei im Kanton Waadt wohl auch wegen der Energiepolitik auf einer eigentlichen Erfolgswelle schwimmt), Eric Nussbaumer (mit bestem Wahlergebnis im Kanton Basel-Land) und Beat Jans (mit meisten Stimmen im Kanton Basel-Stadt), treten neu zwei Grünliberale mit dem Bündner Baumaterialien-Unternehmer Josias Gasser (siehe Bild oben). Er hat sich seit Jahrzehnten stark gemacht für die Erneuerbaren Energien, und ist als Windradbauer, Twike-Fahrer und Solarpreisgewinner (für sein Fabrikgebäude im Passivhausstil) hervorgetan. Mit Gasser hat Graubünden erstmals einen grünliberalen Nationalrat.

Aufsehenerregend ist ein weiterer Solarverfechter, der seitens der Grünliberalen den Einzug in den Nationalrat schaffte: Thomas Böhni, Nationalrat GLP, Thurgau
Der 47-jährige Fachmann für Solarenergie wird in Bern gewiss in der Energiepolitik mitmischen wollen. Die Wiederwahl geschafft hat daneben ein weiterer prominenter Befürworter des Ausstiegs und gleichzeitig konkreter Förderer der Erneuerbaren: Peter Malama BS, Direktor Gewerbeverband Basel-Stadt.

Wenn also die rein-grüne Position bei den Schweizer Parlamentswahlen einen Dämpfer erhielt, so wurden die Position des Atomausstiegs, aber auch die Förderung der Erneuerbaren Energien, durch diese Wahlen eindeutig gestärkt. Das wird auch helfen, diese Positon bei den anstehenden Bundesratswahlen zu erhalten – Eveline Widmer-Schlumpf wird wohl in der Regierung bleiben und Atombefürworter Johannes Schneider-Ammann ausscheiden – so zumindest die Solarmedia-Einschätzung.

© Solarmedia

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Schweden: Feuer in AKW

Wegen eines Brandes in der Turbinenhalle des schwedischen Atomkraftwerkes Okarshamn in der vergangenen Nacht wurde Reaktor 2 heruntergefahren. Der Brand konnte von den Mitarbeitern vor Ort unter Kontrolle gebracht werden.

Nach Aussage von Kraftwerkssprecher Anders Österberg könnte die Ursache ein Ölleck in einem Turbinenlager sein. Der Sprecher bezeichnete den Brand als einen "geringfügigen Vorfall". Reaktor 2 war nach einer Routinewartung erst in der vergangenen Woche wieder in Betrieb genommen worden.


Okarshamn liefert rund zehn Prozent des schwedischen Stroms. (Foto: wikipedia/Pimvantend)

Im baugleichen Atomkraftwerk Forsmark war es 2006 auf Grund eines Kurzschlusses zu einem schweren Zwischenfall gekommen. Ein Sprecher des AKW Okarshamn hatte damals gesagt, dass ein ähnlicher Zwischenfall hier nicht ausgeschlossen werden könne. Die Reaktoren wurden daraufhin einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen.

Das Atomkraftwerk Okarshamn liegt am Kalmarsund direkt an der Ostseeküste. Die drei Reaktoren wurden zwischen 1966 und 1980 gebaut und gehören Eon Sverige sowie dem finnischen Unternehmen Fortum. In Okarshamn befindet sich auch das zentrale Zwischenlager für die radioaktiven Abfälle der schwedischen Atomkraftwerke. Erst vor zwei Jahren hatte Schweden dem zuvor verbotenen Neubau von Atomkraftwerken den Weg geebnet.

Quelle: klimaretter.info/em

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Dienstag, 18. Oktober 2011

Japan erwägt Ausstieg

Die Katastrophe beim Atomkraftwerk Fukushima hat die Welt erschüttert - und den Ruf des Betreibers Tepco ruiniert. Nun fordert die Firma 6,7 Milliarden Euro vom Staat, unter anderem für die Entschädigung der Opfer. Japans Regierung erwägt jetzt sogar einen Totalausstieg aus der Kernkraft, wie Spiegel Online berichtet.

Das Begehren dürfte für Empörung sorgen: Die Betreiberfirma des Katastrophenmeilers in Fukushima hat von der japanischen Regierung Hilfe in Höhe von 700 Milliarden Yen (6,7 Milliarden Euro) gefordert. Das Geld will Tepco unter anderem für Entschädigungszahlungen an Opfer der Atomkatastrophe verwenden. Dies berichtet die japanische Tageszeitung "Nikkei". Es wird erwartet, dass dies nur die erste von mehreren Finanzspritzen für Tepco sein wird. Die Entschädigungsforderungen an Tepco sollen sich in diesem Geschäftsjahr auf bis zu 3,6 Billionen Yen (34 Milliarden Euro) belaufen, heißt es in dem Bericht. Das laufende Geschäftsjahr endet am 30. März 2012. Das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi war bei dem Erdbeben und dem Tsunami am 11. März schwer beschädigt worden. Rund 87.000 Anwohner mussten ihre Häuser aus Sorge vor radioaktiver Strahlung verlassen. Eine Zahlung an Tepco wäre die erste aus dem staatlichen Hilfstopf, der eigens nach dem Megabeben geschaffen worden war.

Tepco war nicht nur wegen der mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen gegen Tsunamis kritisiert worden. Auch das Krisenmanagement sorgte für große Empörung. Wie sehr die Katastrophe ein Umdenken in der japanischen Politik bewirkt hat, zeigt sich nun: Die Regierung in Tokio schließt einen kompletten Ausstieg aus der Atomenergie nicht mehr aus. "Ich bin mir sicher, dass wir den Anteil der Atomenergie verringern werden", sagte Wirtschaftsminister Yukio Edano am Rande eines Treffens von Ministern bei der Internationalen Energie Agentur in Paris. Ob die Reduktion bis auf Null gehen werde, müsse noch geklärt werden. Ein Komplettausstieg gehöre auf jeden Fall zu den Szenarien, die man in Erwägung ziehe.

Der frühere Premierminister des Landes, Naoto Kan, hatte im März erklärt, die Risiken der Kernenergie seien angesichts der Gefahren von Erdbeben und Tsunamis zu groß. Sein Nachfolger Yoshihiko Noda hatte hingegen signalisiert, dass die Atomkraft noch über Jahrzehnte wichtig für das Land sein könne. Die japanische Regierung hat eine Expertenkommission eingesetzt, welche die Zukunft der Energieversorgung des Landes debattieren soll.

Quelle: Spiegel Online

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Mittwoch, 12. Oktober 2011

Olkiluoto erneut verzögert

Eine Endlosgeschichte nimmt ihren Lauf: Zum wiederholten Mal (siehe auch Atominfomedia vom 29. November 2010) verschiebt die Betreibergesellschaft die Inbetriebnahme des Atomkraftwerks Olkiluoto 3 in Südfinnland. Das heimische Betreiberunternehmen TVO teilte am Mittwoch mit, dass der für die zweite Jahreshälfte 2013 vorgesehene Produktionsstart auf 2014 verschoben wird.

Verantwortlich für den Zeitplan sei das französisch-deutsche Baukonsortium Areva-Siemens, hieß es in der Mitteilung weiter. Vor fast einem Jahr hatte TVO die Verschiebung von Anfang auf Ende 2013 verkündet. Beim Startschuss 2005 für den Bau des ersten „Europäischen Druckwasserreaktors (ERP)“ mit einer Leistung von 1600 Megawatt galt noch 2009 als Zeitpunkt für die Fertigstellung. Die zunächst auf drei Milliarden Euro veranschlagten Baukosten sollen sich nach Mediengaben verdoppeln. Ein TVO-Sprecher wollte am Mittwoch keine Angaben über die derzeitige Kalkulation machen. Der deutsche Siemens-Konzern kündigte 2009 die Partnerschaft mit Areva auf, ist aber am Neubau im südwest-finnischen Kraftwerks Olkiluoto weiter beteiligt. Der Reaktor galt nach dem Baubeschluss vor elf Jahren in Finnlands Reichstag lange als Pilotprojekt für eine Renaissance der europäischen Atomindustrie nach der Tschernobyl-Katastrophe 1986. Seit dem Baubeginn gab es immer wieder Streit zwischen Umweltschützern, Behörden, dem Baukonsortium und seinen finnischen Auftraggebern über nicht eingehaltene Sicherheitsstandards, ständige Verzögerungen und die Verantwortung für explodierende Baukosten.

Quelle: Handelsblatt / dpa

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Samstag, 8. Oktober 2011

CH-AKW und Russland

Rundschau vom 14.09.2011

Als die Rundschau des Schweizer Fernsehens vor Jahresfrist aufdeckte, dass Schweizer AKWs einen Teil ihres Urans ausgerechnet aus dem verseuchten Mayak beziehen, war die öffentliche Empörung gross. Die Betreiberfirmen versprachen volle Transparenz. Doch noch immer wartet man auf Aufklärung. Jetzt zeigt die Rundschau: vier von fünf Schweizer AKWs beziehen Brennstoffe auch im nicht weniger problematischen Tomsk-7, einem militärischen Sperrgebiet im westlichen Zentralsibirien. Dort lagern auch radioaktive Altstoffe aus der Schweiz.

Quelle: SF 1 / Rundschau 14. Sept. 2011

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Freitag, 7. Oktober 2011

Asse kostet Milliarden

Ein Besuch im deutschen Bergwerk Asse: Endlich wird es Ernst mit den Sanierungsarbeiten am einstigen "Versuchs-Endlager". Der Plan: Im Drei-Schicht-Betrieb jeden Tag 85 Fässer an die Oberfläche holen und von dort in ein neu zu bauendes, 25 Hektar großes Zwischenlager bringen. Die Kosten: zwischen 2 und 4 Milliarden Euro. Es zahlt - wahrscheinlich wie immer der Steuerzahler.

126.000 Fässer. Das sind 126.000 Erinnerungen. Daran, dass Atomkraft eben doch nicht so sauber ist, wie von den Lobbyisten behauptet. 126.000 Fässer mit radioaktiven Müll lagern im Bergwerk Asse südöstlich von Wolfenbüttel. Und eben diese 126.000 Fässer sind nicht vergraben und vergessen: Weil das Bergwerk einsturzgefährdet ist, wird eine Lösung für den vergrabenen Atommüll gesucht.

Es ist ein nuklearer OP-Saal, 750 Meter tief in der Erde. Der Boden frisch gefliest, zusätzlich ausgelegt mit PVC-Platten. Die sind leicht zu dekontaminieren, falls doch mal was daneben geht, was keiner hofft. Der Zugang zur Atommüll-Kammer Nummer sieben, in der das riesige Bohrgerät steht, ist hell erleuchtet. Es ist Strahlen-Kontrollgebiet. Davor hat man eine Art Zeltdorf aus Metallstreben und weißen Planen gebaut. Wer hier hinein will, muss durch drei Sicherheits-Schleusen hindurch. Wer hinaus will, ebenso. Eine spezielle Dusche zur Dekontaminierung gibt es auch - falls jemand zu viel Strahlung abbekommen hat.

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Hier protestiert Robin-Wood gegen die Asse. (Foto: Robin Wood)

Endlich wird es ernst in der Asse. Schon vor knapp einem Jahr sollte die "heiße Phase" in dem maroden Atomlager in Niedersachsen beginnen. Der Betreiber, das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), wollte möglichst schnell mit dem Anbohren von zwei der 13 Müllkammern beginnen, in denen Atomabfälle lagern – in vermutlich zerplatzten, zerdrückten und verrosteten Fässern. Doch die Sache verzögerte sich. Erst mussten 32 Sicherheitsauflagen des niedersächsischen Umweltministeriums erfüllt werden. Jetzt soll es bis Ende dieses Jahres soweit sein.

Das frühere Kali- und Salzbergwerk Asse II, gelegen in einem lieblichen, nur sechs Kilometer langen Höhenzug in der Nähe von Wolfenbüttel, diente von 1967 bis 1978 als "Versuchslager" für schwach- und mittelradioaktive Abfälle. Seit 1988 tritt hier Wasser ein, zudem ist die Anlage einsturzgefährdet. Um sie zu sanieren, müssen die abgekippten 126.000 Atomfässer – oder was davon übrig ist – geborgen, wieder übertage geschafft und in ein anders Endlager gebracht werden. Ein Gutachten des TÜV hatte ergeben, das insgesamt 31,3 Kilogramm Plutonium in Asse liegen.

Die Bergung der Fässer würde voraussichtlich mindestens acht Jahre dauern. Der Plan: In einem Drei-Schicht-Betrieb werden jeden Tag 85 Fässer an die Oberfläche geschafft und von dort in ein neu zu bauendes, 25 Hektar großes Zwischenlager. Dort würden sie neu verpackt ("konditioniert") und dann per Lkw und/oder Zug in ein Endlager geschafft, wahrscheinlich Schacht Konrad bei Salzgitter.

"Das Standrohr für den Bohrer sitzt", sagt Asse-Betriebsleiter Harald Hegemann. Das heißt: Es ist alles bereit, um die Expedition durch 27 Meter Beton, Asphalt und Bitumen zu starten, die den Zugang zu Kammer sieben verschließen. Vor 30 Jahren hat der damalige Asse-Betreiber - dem Helmholtz-Zentrum - die Kammer damit verschlossen, wohl in der – heute weiß man, irrwitzigen - Meinung, die darin liegenden 4.300 Nuklearfässer auf ewig vergessen zu können. Rund eine Woche, schätzt Hegemann, wird es dauern, bis seine Bohr-Fachmänner durch sind. "Es ginge auch in einem Tag, theoretisch", meint er. Aber nicht hier. Der Bohrer, zehn Zentimeter dick, wird nur ganz langsam, vorsichtig, mit laufenden Checks, durch den Betonpropfen getrieben. Ein spezieller "Blowout-Preventer" verhindert, dass radioaktive Gase oder Partikel aus dem frisch gebohrten Loch strömen können. Zudem ist Schutzkleidung Pflicht. Man trägt Spezialhandschuhe, gleich drei übereinander. Sicherheit hat Vorrang vor Schnelligkeit.

In der Kammer angelangt, schicken die Asse-Techniker dann Spezialsonden durch das aufgebohrte Loch. Sie bringen Licht ins Dunkel, dann eine Kamera, um Fotos zu machen, ebenso Sensoren, die den Druck messen und Luftproben nehmen. Erst dann wird man genauer wissen, was in den Asse-Kammern wirklich los ist. Mit der Bohrung beginnt die vermutlich weltweit teuerste Sanierung eines Atomlagers. Kosten von zwei Milliarden Euro gelten als Minimum, die höchste Schätzung liegt bei vier Milliarden. BfS-Chef Wolfram König wollte sich jetzt beim Vorort-Termin in der Asse auf keine Zahl festlegen lassen. "Nicht seriös" sei das, angesichts der vielen Unwägbarkeiten bei dem Projekt.

Ursprünglich sollte die Brennelemente-Steuer genutzt werden, um die Kosten abzudecken. Erstens aber fällt deren Einnahme-Volumen nach dem Atomausstieg deutlich geringer aus, als von der Politik geplant. Zweitens hat sie jüngst ein Gericht für verfassungswidrig erklärt. Zwar steht eine endgültige Klärung in der nächsten Instanz noch aus. Es steht aber zu vermuten, dass es auch bei der Asse so ist wie bei vielen anderen Vergünstigungen der Atomwirtschaft: Es zahlt der Steuerzahler, also wir alle.

Bis heute kann niemand sagen, ob das überhaupt funktioniert. Das Bundesamt wird an den beiden "Test-Kammern" erproben, ob es möglich ist, die Fässer und die sie umgebende, wahrscheinlich kontaminierte Salzgrus-Masse zu bergen. Das Problem: Die Kammern könnten instabil werden, wenn sie Zug um Zug ausgeräumt werden. Steht radioaktiv verseuchtes Wasser in ihnen, wird die Bergung noch schwieriger. Man wird mit ferngesteuerte Maschinen arbeiten, um die Strahlenbelastung der Arbeiter zu minimieren. Dabei wird sich zeigen, ob sie auch bei der viele Jahre dauernden Sanierungsprozedur unter den Grenzwerten liegen würde.

Das Atommülllager Asse ist stark einsturzgefährdet. Das Bundesamt für Strahlenschutz hat zudem hohe Strahlenwerte gemessen. (Foto: Bundesamt für Strahlenschutz)

Die Zeit drängt. Denn es ist unklar, wie lange das marode Bergwerk noch sicher ist. "Wir können maximal zehn Jahre in die Zukunft schauen", sagt Amtschef König. Aber eine genaue Prognose ist schwierig. Niemand weiß nämlich, ob der Wassereintritt in das Bergwerk wie bisher relativ stabil bleibt. Oder ob er plötzlich ansteigt. Derzeit laufen 12.000 Liter pro Tag aus dem Deckgebirge in den Salzstock hinein. Sie werden aufgefangen, in einem großen Becken gesammelt und nach oben gepumpt. Auch die vierfache Menge wäre noch zu beherrschen. Wird es aber mehr, kann keiner ein "Absaufen" des ganzen Bergwerks ausschließen.

Das wäre der Notfall, der Unter-Tage-GAU. Zwar versucht das Strahlenschutz-Bundesamt sich auch auf diese Fall vorzubereiten. Es lässt in den Stollen auf der 750-Meter Ebene Betonbarrieren bauen, die einfließendes Wasser stoppen oder ablenken sollen - gewaltige Pfropfen, bis zu 60 Meter dick. Doch damit wäre nur Zeit gewonnen, um die Atommüll-Kammern mit Spezialbeton abzudichten und den "Angriff" des Wassers auf die Fässer hinauszuzögern. "Das ist ein Notfallschutz", sagt Behördenchef König. Aber verhindern kann den Notfall eben niemand.

Quelle: klimaretter.info / Joachim Wille

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Dienstag, 4. Oktober 2011

Undichte Brennelemente

Im bayerischen AKW Gundremmingen wurden bei der Revision Lecks in Brennelementen entdeckt.

Die Krebsraten im Umkreis sind überdurchschnittlich hoch. Das Anti Atom Komitee fordert die sofortige Abschaltung der letzten deutschen Siedewasserreaktoren.Freistadt (OTS) - Nach der Abschaltung von sieben Atomkraftwerken sind die beiden Reaktoren die letzten Siedewasserreaktoren, die in Deutschland noch am Netz sind. Bei undichten Brennelementen gelangen radioaktive Stoffe ins Kühlwasser und verseuchen dieses zusätzlich. In Siedewasserreaktoren sind die Brennelemente wesentlich höherer Neutronenstrahlung und Temperaturschwankungen ausgesetzt und dadurch kommt es vermehrt zu Materialschäden, die eben zu Rissen in den Hüllen der Brennelemente führen können“, erklärt Manfred Doppler vom Anti Atom Komitee. „Das besondere Problem in Gundremmingen ist, dass in den Reaktoren auch so genannte MOX - Brennelemente verwendet werden, die aus Wiederaufbereitungs-anlagen stammen und sowohl Uran und Plutonium enthalten“, so Manfred Doppler weiter. Dieser erneute Zwischenfall in Gundremmingen zeigt deutlich, dass ein Weiterbetrieb unverantwortlich ist und die beiden Meiler sofort abgeschaltet werden müssen, denn nach Informationen deutscher Anti Atom Organisationen setzt das AKW Gundremmingen am meisten Radioaktivität frei und es gibt im Umkreis überdurchschnittlich viele Krebserkrankungen.

Quelle: Sonnenseite / anti-atom-komitee

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Sonntag, 2. Oktober 2011

Noch mehr Geld für Kernfusion

Das ITER-Projekt im französischen Cadarache wird erneut teurer. Nach Informationen, die der taz vorliegen [1], plant die EU, übrigen Mittel aus anderen Töpfen für das Kernfusions-Projekt umzuwidmen. Demnach sollen 450 Millionen Euro Agrargelder für das Projekt ausgegeben werden, aus dem Verwaltungshaushalt sollen nochmal 190 Millionen Euro genutzt werden.

"Dabei ist der Fusionsreaktor im erdbebengefährdeten südfranzösischen Cadarache ein Fass ohne Boden", schreibt die grüne Bundestagsabgeordnete Sylvia Kotting-Uhl [3]. "Derzeit fehlen für 2012 und 2013 im EU-Haushalt insgesamt 1,3 Milliarden Euro. Für die Finanzierung notwendige Etatumschichtungen lassen andere Aufgabenbereiche, wie das Umwelt- und Ressourcenmanagement, bluten."

Querschnitt durch im Bau befindlichen Fusions-reaktor. (Foto: Rama, Wikimedia Commons [2])











Nach momentanem Stand soll das Projekt insgesamt etwa 16 Milliarden Euro kosten - ursprünglich waren nur 5,3 Milliarden geplant. Eine Kostensteigerung, mit der nicht einmal Stuttgart 21 mithalten kann. Damit wird ITER - sollte das Projekt fertiggestellt werden - eines der teuersten Bauwerke aller Zeiten. Finanziert wird ITER gemeinsam von der EU, China, Indien, Japan, Südkorea, Russland und den vereinigten Staaten. In Deutschland wird etwa ein Fünftel der Forschungsgelder im Energiebereich für ITER ausgegeben [4].

Bei der Kernfusion soll versucht werden, die Energie, die bei der Fusion kleiner Atomkerne entsteht, energetisch zu nutzen. Es handelt sich um die selben Prozesse, die in der Sonne ablaufen. Für manche gilt die Kernfusion als Möglichkeit, die Energieprobleme der Erde zu lösen. Andere zweifeln daran, dass die Technologie jemals funktionieren wird [5]. Kritiker würden das Geld lieber in die Forschung erneuerbarer Energien investiert sehen.

Im Text verwendete Links:

http://www.taz.de/Internationaler-Forschungsreaktor/!79186/
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:ITER-img_0236.jpg
http://www.kotting-uhl.de/cms/default/dok/392/392267.milliardengrab_iter_bundesregierung_muss.html
http://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/9097-34-milliarden-fuer-die-energieforschung
http://www.klimaretter.info/energie/hintergrund/6441-geldverschlinger-kernfusion

Quelle: klimaretter.info

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Mittwoch, 28. September 2011

CH: Atomausstieg (fast) definitiv

Die Schweiz steigt schrittweise, aber definitiv aus der Atomenergie aus! Auch der Ständerat stimmte diesem Prinzip zu, wie zuvor schon der Nationalrat, allerdings in einer leicht abgeänderten Form. Deshalb geht die Vorlage nochmals an den Erstrat.

Ein halbes Jahr nach der Atomkatastrophe in Fukushima sind damit die Weichen für die Energiewende gestellt: In der Schweiz sollen keine Rahmenbewilligungen mehr für den Bau neuer Atomkraftwerke erteilt werden. Der Unterschied des ständerätlichen Entscheids zum Nationalrat liegt vor allem in der Formulierung: Ein «Technologieverbot» wird nicht erlassen. Ein halbes Jahr nach der Atomkatastrophe in Fukushima sind somit aber die Weichen für die Schweizer Energiewende gestellt.

Wenn sich auch energiepolitisch Ewiggestrige (vor allem aus FDP und SVP) nicht zu diesem Schritt bekennen wollten. Für den Ausstieg plädierten neben SP und Grünen Vertreter der CVP und BDP, was zu einer bequemen Drei-Viertel-Mehrheit in der kleinen Kammer reichte. Definitiv ist der Entscheid insofern nicht: Die Räte beauftragen den Bundesrat vorerst, im Kernenergiegesetz ein Verbot für den Bau neuer Atomkraftwerke zu verankern. Wenn die Gesetzesrevision vorliegt, werden sie sich erneut dazu äussern können.

Interessantes brachten einige Voten ans Licht, die im Livestream auf www.parlament.ch auch von Solarmedia verfolgt wurde. Ständerat Filippo Lombardi meinte als Kommissionssprecher, dass Fukushima eben doch enorme Wirkung in der Schweiz gehabt habe. Allerdings wäre es richtig gewesen mit dem Entscheid zu warten auf Berichte zu eben diesem Vorfall und auch auf Perspektiven zu achten, die zu erarbeiten die Zeit fehlte. Womit eine sachbezogene Analyse nicht möglich gewesen sei. Dem möchte man gern entgegen halten, dass die energie- und atompolitische Diskussion bekanntlich ja schon länger anhält.

Die Zürcher Ständerätin Verena Diener verwies auf den intensiven Prozess der vorberatenden Kommission (Urek-S) ihres eigenen Rates. Was vorliegt sei „neu, aber trotzdem reif“. Niemand hätte vor etwas mehr als einem halben Jahr gedacht, dass es soweit käme – doch Fukushima veränderte alles. Atomstrom, billig und ausreichend für Alle – dieses Paradigma gelte nicht mehr. Zu den Atomkosten meinte sie: Uran wird immer teurer werden – das zeige die Auseinandersetzung zwischen China und der Welthandelsorganisation (WTO). Esteres sei nicht mehr bereit, karge Rohstoffe billigst abzugeben. Diener kann nach eigenen Worten nun gut mit der ständerätlichen Fassung leben.

Generell stehen wir gemäss der Zürcher Standesvertreterin an der Schwelle zu neuer Ära, auch beim Umgang mit endlichen Ressourcen generell. Sicherheitsanforderungen werden Atomstrom verteuern, ungelöste Versicherungsfragen ebenso, atomare Abfälle ohne Konzept, das greift – all das wird mehr kosten. In absehbarer Zeit entstehen zusätzliche Stilllegungskosten. Nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen sei sie gegen die Atomenergie, denn „unverantwortliche Risiken in Betrieb und Entsorgung kämen hinzu. Atomenergie ist kein verantwortbarer Weg für die Schweiz, weder ökonomisch noch gesellschaftlich“. Die Herausforderung sei gross, erfordere eine Abkehr von Weltbildern, was die Emotionalität der Diskussion erkläre. Zur Wende gehöre neben Ausstieg auch die konsequente Förderung, aber auch Denk- und Verhaltensmuster zu ändern, hin zur massvollen Nutzung.

SR Felix Gutzwiller von den Freisinnigen bedauerte, dass sich keine Ausdeutungen finden liessen, was denn bedeutende Fortschritte der Atomtechnologie heisst. Handlungsbedarf besteht seit Fukushima, das scheint unbestritten – Ziel Energiekonzeption des Bundesrats. Nicht einfach ein Umstieg sondern ein doppelter. „Nicht nur nukleare Risiken im Auge, auch die klimapolitischen – seit Fukushima drohten diese in den Hintergrund zu treten. Klimaziele seien integraler Bestandteil der Zielsetzung einer Energiestrategie.“ Die konsequente Berücksichtigung der Kostenwahrheit, keine ideologisch geprägte Bevorzugung, soll gemäss Gutzwiller die Diskussion prägen. Die Vollkosten müssten rein in den Preis – dann entstehe Planungssicherheit – er zeigte sich offen für Lösungen innerhalb des Marktes. Offen solle bleiben, ob Kernfusion eine Variante darstelle, «da sind wir ja massgeblich beteiligt» - aber frühestens 2050 sei deren Nutzung möglich. Insgesamt sei die Schweiz in einer guten Position, denkbar die Pumpspeicher mit Strom aus Erneuerbaren zu betreiben.

Bundesrätin Leuthard betonte, sie bringe eine referendumsfähige Vorlage zum Ende der Atomenergie – da ergäbe sich kaum Unterschied zu einer Verfassungsabstimmung, und damit demokratiepolitisch kein Problem. Inhaltlich habe das Restrisiko neue Dimensionen angenommen durch Fukushima, deshalb hat Bundesrat für den Ausstieg votiert. Zudem zeige volkswirtschaftlich etwa das bestehende Projekt Olkiluto in Finnland doppelt so hohe Kosten wie veranschlagt – «teurer wird Atomenergie auf jeden Fall». Heute sei der Anteil der Erneuerbaren inexistent, wenn auch einiges «angefördert» wurde. Doch sei die Schweiz unterentwickelt v.a. gegenüer Deutschland und Österreich – «die sind zehnmal besser als wir mit elf Prozent neuer Erneuerbarer Energien» (Solarmedia: also alle Erneuerbaren inkl. Kleinwasserkraft, aber ohne ältere grosse Wasserkraftwerke).

Nach dem engagierten Votum Leuthards für den durch Bundesrat und Nationalrat eingeschlagenen Weg des Ausstiegs brachten es die Atomfossile überraschend nur noch auf weniger als einen Viertel der ständerätlichen Stimmen. Das Geschäft geht zu wohl unbestrittenen Bereinigung in den Nationalrat zurück – und die Schweiz hat ihren definitiven Atomausstieg.

© Text Solarmedia / Fotos Livestream

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